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ID: 11049 - Besitzer(in): Jule B.

eingetragen am Montag, 27.12.2010



Name: Verdall (Bella)
Rasse: Staffordshire Terrier - Mix

Lebenszeitraum: 25.06.2000 - 13.12.2005

An Dich...

Nun ist es schon fast sechs Monate her, als du gegangen bist und meine Tränen sind noch nicht getrocknet. Du fehlst mir unendlich und ich weiß nicht, wann ich diesen Schmerz wohl jemals vergessen kann.
Wahrscheinlich nie, denn du warst das einzige Lebewesen, dem ich alles anvertraute.
Ich habe dich geliebt.
Doch heute weiß ich, dass ich es dir wohl viel zu selten gezeigt habe.

Vor fast fünf Jahren haben wir uns kennen gelernt. Du warst noch klein, deine Ohren reichten fast bis auf den Boden und deine Beine waren zu klein, um dich lange tragen zu können.
Als ich dich das erste Mal gesehen habe, hatte ich mich sofort in dich verliebt. In deine treuen Augen, in deinen lieben Blick und in deinen Charakter.
Wir haben zusammen fast jede Sekunde genossen, haben gespielt, getollt und unser Leben gelebt. Du warst ein Tier, das von den Menschen gefürchtet war, wurdest in eine Klasse gesteckt, in die du niemals reingehört hattest.
Doch das hat mich nicht gestört. Ich habe dich niemals anders behandelt.
Für mich warst du Bella, mein Hund, mein Freund. Egal, was die anderen sagten und dachten.
Sie kannten dich doch gar nicht!

Wie es nun so ist, verging die Zeit ziemlich schnell. Du bist größer geworden, die Blicke wurden misstrauischer und bald war es sogar verboten dich von der Leine zu lassen.
Ich weiß, dass ab diesem Zeitpunkt dein Leben einen für dich unbeschreiblichen Lauf nahm.
Vorher warst du der freiste Hund der Welt und nun musstest du Tag für Tag an der Leine laufen und den Maulkorb um deine Schnauze tragen.
Es zerriss mir das Herz, wenn du deinen Kopf an meinem Bein gerieben hast und mich anschautest. Die Traurigkeit sprang dir aus den Augen und ich habe es nie lang ausgehalten, habe dich befreit.

Seit dem Zeitpunkt an, als du in mein Leben kamst, kannte ich dich als lieben Hund. Du hast nie jemandem etwas angetan, hast stets dein Futter mit deinen Freunden geteilt, hast dich zu mir aufs Bett gelegt, obwohl Frauchen es verbot.
Ich habe es dir doch immer wieder erlaubt und mit dir gekuschelt, dich gekrault und jede Sekunde genossen, die wir hatten.
Damals warst du der beste Freund, den ich hatte.
Ob wir im Sommer baden gingen und du gar nicht mehr vom Wasser wegzureißen warst oder wir beim ersten Schnee durch die dunklen, menschenlosen Straßen gingen. Wir haben uns vertraut und das war das, was mein Herz immer wieder erwärmte.

Doch leider durftest du nie ohne deine Krankheit leben. Seit du bei uns warst, hattest du stets mit deinen Ohren zu kämpfen. Du hattest Ungeziefer, das bis zu deinem Lebensende behandelt wurde, doch nie wirklich besiegt.
Manchmal saßt du einfach auf deiner Decke oder deinem Teddy, schautest mich an und sahst tief traurig aus, wenn du wieder in der Nacht davor deine Ohren bis zum Bluten gebracht hattest. Es tat mir Leid und doch konnte ich dir nicht helfen.
Nicht mal die Ärzte konnten das.

Es verging eine Zeit, in der wir viel mitgemacht haben. Wir haben zusammen geweint und zusammen gelacht, du hast meine Freunde kennen gelernt und wir haben viel miteinander unternommen.
Doch die Gesetze wurden schärfer und ich hatte bald nicht mehr die Kraft den Blicken stand zu halten. Ich wusste, dass es dich verletzte, wenn vor dir die Hunde weggezogen wurden, mit denen du doch eigentlich nur spielen wolltest.
Du wurdest verurteilt zu etwas, was du nie warst und musstest darunter leiden, dass andere Menschen deine Rassen benutzten.

Drei Jahre lang habe ich so häufig, wie es ging, an deiner Seite verbracht, habe mit dir geschmust, dich Gassi geführt und dich geliebt.
Doch meine Hobbies änderten sich, ich habe dich immer noch geliebt, daran ist nicht zu zweifeln, doch lagen meine Interessen nicht mehr vollends bei dir.
Dadurch, dass du dich nie wirklich austoben konntest, warst du an der Leine nur schwer zu halten. Ich bekam Angst vor fremden Hunden und traute mich noch weniger mit dir raus.
Heute mache ich mir Vorwürfe, dass ich die letzten zwei Jahre, die wir zusammen hatten, nicht mit dir verbracht habe und hoffe, dass du weißt, dass ich dich nie vergessen habe!
Du warst immer in meinem Herzen!

Das letzte halbe Jahr, das wir zusammen hatten, verbrachte ich wieder häufiger mit dir, da ich in den Ferien arbeitete und dein Herrchen die Person war, mit der ich zur Arbeit fuhr. Daher übernahm ich manchmal die morgendliche Runde mit dir.
Da waren die Gedanken noch fern, dass du bald nicht mehr mit mir deinen Auslauf verbringen würdest. Doch wer hätte auch daran gedacht?

Als dann am 13.12.2005 dein Frauchen bei uns zu Besuch war, erzählte sie, dass es dir gar nicht mehr so gut ging.
Deine Ohren waren nun behandelt worden und diese Probleme wurden dir genommen, doch dein Vorderlauf wollte nicht mehr so wirklich und du hast geschrieen und geweint, weil es dir weh tat zu laufen.
Selbst da dachte ich nie daran, dass deine Zeit gekommen war.
So fuhren wir zusammen am Dienstag zum Tierarzt. Nicht der erste in deiner Beinsache, doch der, dem wir am Meisten vertrauten.
Du saßt im Auto bei mir und ich habe dich gekrault, dir zugesprochen, denn du warst aufgeregt. Auto fahren hast du schon immer geliebt!
Beim Tierarzt wurdest du untersucht, dein Fuß bekam ein Verband und ich wünschte dir eine schnelle Heilung, als wir wieder zu Hause waren.

Doch leider vergingen nicht mal fünf Minuten, als dein Frauchen noch mal anrief und mir sagte, dass du dich nicht bewegen wolltest.
In diesem Moment stiegen mir das erste Mal Tränen in die Augen. Du hattest in deinem ganzen Leben gekämpft und als ich dich im Flur sitzen sah, sah ich, dass du Schmerzen hattest.
Dein Wille war nicht mehr da.
Du warst nur noch körperlich anwesend. Ich weinte, als ich dich so sah.
Mein kleiner Kämpfer war plötzlich so schwach.
So mussten wir deinen, nicht gerade leichten Körper, ins Auto tragen, da dein Schreien das ganze Haus aufweckte.
Im Auto legtest du deinen Kopf auf meinen Schoß und hast mich mit deinen treuen Augen angeschaut. Du hattest keine Kraft mehr zu kämpfen.
Ich habe dir zugesprochen, dir erzählt, dass alles gut wird, deinen Kopf gekrault und dich getröstet, als dich der Schmerz packte.
Als wir beim Tierarzt ankamen, bist du sogar wieder ein Stück gelaufen.
Wahrscheinlich hast du gewusst, dass du nun erlöst wirst.
Die lieben Menschen, die im Warteraum saßen, ließen uns vor und so kamen wir sofort in den Behandlungsraum. Du wurdest auf den Tisch gehoben und dort behandelt.
Du bekamst eine Stütze, damit du dein Bein nicht überlasten würdest.
Doch kaum musstest du auf deinen eigenen vier Pfoten stehen, hast du wieder gebrüllt. Laut, herzzerreißend.
Noch nie in unserer Zeit habe ich dich so verzweifelt gesehen.
Der Tierarzt vermutete einen Muskelriss. Niemand weiß bis heute, wie das geschehen konnte. Niemand weiß, ob die Vermutung stimmte.
Doch das einzige, was wir sahen, war deine Schwäche, deine Angst, dein Schmerz.

Es tut mir Leid, meine Süße, dass ich nicht in der Lage war dir zu helfen. Dass wir alle nicht in der Lage waren, dein Leid versorgen zu können.
Die letzten Minuten, die wir miteinander hatten, stand ich teilnahmslos im Behandlungsraum und habe geweint, als das letzte Wort gefällt wurde.
Ich konnte nicht, rannte nach draußen und brach im Warteraum zusammen.
Dein Schicksal war besiegelt und ich konnte es nicht fassen.
Sollte ich nie wieder mit dir den ersten Schnee begrüßen dürfen? Nie wieder in deine treuen, traurigen Augen blicken?
Es war so irreal und ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit gehabt, es zu verhindern. Doch niemand hatte es. Es stand nicht fest, dass du jemals wieder hättest auf deinen eigenen vier Pfoten stehen können.
Du hättest mindestens drei Wochen lang liegen müssen. Doch das konnte man dir nicht zumuten, du warst viel zu wild, um länger als zwei Minuten liegen zu bleiben.

Als ich mich das nächste Mal gefasst hatte und ins Behandlungszimmer eintrat, sah ich, wie dein schwacher Körper zur Seite kippte und dein Leben ein Ende nahm.
Ich sah nur dich, deine letzten Atemzüge, bevor du in deinen künstlichen Schlaf fielst.
Das war zu viel für mich. Ich spürte das Zittern in meinem Körper und ging wieder.
Im Wartezimmer packten mich das nächste Mal die Tränen. Ich konnte nicht fassen, nicht realisieren, dass du mir nie wieder im Flur entgegen kommen würdest und dein Schwanz gegen mein Bein peitschen würde, sodass es mir weh tat.
Aber ich habe dir das nie übel genommen, habe dich genommen, wie du warst.

Wenig später kam dein Frauchen rausgerannt und ich wusste, dass du nicht mehr da warst. Dein Leben war zu Ende.
Draußen weinten wir beide um dich, trösteten uns, obwohl du wohl den größten Trost gebraucht hättest.
Am selben Abend wurdest du noch begraben.

Süße, ich hoffe, dass du es mir nicht übel nimmst, dass ich in deinen letzten Minuten nicht da war. Aber ich konnte einfach nicht.
Du warst immer an meiner Seite, warst treu und liebevoll.
Ich hoffe ebenfalls, dass du es uns nicht übel nimmst, dass wir über dein Leben entschieden haben. Aber wir wollten nur das beste für dich. Dir den Schmerz nehmen.
Ich weiß, dass du manchmal ein besseres Leben, ohne Leinen, verdient hättest.
Doch wir konnten dir das in dieser Gesellschaftsordnung nicht mehr geben.
Du hattest die falsche Rasse... .
Ich wünsche mir, dass du es genossen hast bei uns zu sein. Ich bin froh, dass du nie die Gitter eines Tierheimes kennen lernen musstest und ich bin froh, dass wir dich vor deinem Kältetod damals gefunden haben.
Welche bösen Menschen hatten so ein kaltes Herz, dich in der kältesten Jahreszeit auszusetzen?

Bella, ich bin froh, dass wir aufeinander getroffen sind und dass du stets für mich da warst.
Verzeih mir, dass ich dich im Stich ließ!

Noch heute tut es weh... und ich hoffe, du hast es nun gut.
Ohne Leine, ohne Maulkorb und ohne Krankheiten leben zu können.

Aaliyah vermisst dich, wie Frauchen, Tami und ich ebenfalls. Wir hoffen, dass du deinen Stern am Himmel hast und dich manchmal an uns erinnerst.
Für mich scheint es, als würdest du wieder da sein, wenn ich dich das nächste Mal besuchen komme.
Es tut mir Leid, dass wir nicht den ersten Schnee begrüßen konnten.
Nun bedeckt dich der Schnee und ich werde mich immer an dich erinnern, wenn ich die Schneeflocken auf den Boden fallen sehe.
Obwohl du eh für immer in meinem Herzen bleiben wirst!
Du warst und bist der beste Hund, den ich je kennen lernen durfte.
Du hast gezeigt, dass es falsch ist über Rassen zu urteilen, die in ein falsches Licht gestellt werden.

Leb wohl.


Gewidmet ist dieser Text, Bella, einem Staffordmix, der im Jahre 2000 ausgesetzt wurde und durch einige Umwege an uns gelangte.
Am 13.12.2005 wurde sie wegen einem vermutlichen Muskelriss eingeschläfert.
Wir hoffen, dass wir das richtige getan haben.  
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