| 15.02.2011 | 19:01 Uhr Die Polizei in Feucht hat am Wochenende zwei Hundetransporte gestoppt. Neun Welpen wurden nach einer Nonstop-Tortur von mehr als 26 Stunden aus einem dunklen Sprinter befreit. Zehn weitere Hunde wurden unter Quarantäne gestellt.
Als die Polizisten die Türen des weißen Sprinters öffnen, schlägt ihnen Gestank entgegen. Die Welpen jaulen erbärmlich und springen an den Gittern hoch. Freitagmorgen wurden sie ersten Erkenntnissen zufolge im rumänischen Bukarest in einen zum Hundetransporter umgebauten Sprinter gesetzt, in doppelstöckige Holzverschläge.
Nach mehr als 26 Stunden Fahrt in vollständiger Dunkelheit und ohne jede Belüftung wurde der Transport von der Feuchter Verkehrspolizei auf der A9 gestoppt. „Die Welpen sind durch den Wind“, sagt Elke Spengler-Wieber, Amtstierärztin im Nürnberger Land, die von der Polizei gerufen wurde.
Kein Wasser, kein Licht, keine Belüftung, keine Möglichkeit zu urinieren: Auf die beiden Fahrer des illegalen Hundetransports — sie hatten keine Transportgenehmigung — kommt ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz zu. Gegen eine Sicherheitsleistung lässt die Polizei die Männer gehen. Sie gaben unumwunden zu, dass sie gut an den Transporten verdienten.
Unter Quarantäne
Nur ein paar Stunden später entdeckt die Polizei an der Rastanlage Feucht-West an der A9 einen Lkw mit 14 Hunden. Eine Organisation, die eigenen Angaben zufolge Tieren in Not hilft, hat Hunde aus Ungarn eingeführt. Wieder stoßen die Beamten auf Unstimmigkeiten. „Die Dokumente haben nicht gepasst“, sagt Ralf Rössel von der Fahndungsgruppe. Es ist unklar, ob die Tiere überhaupt geimpft sind. Zehn Tiere werden unter Quarantäne gestellt.
Der illegale Hundehandel floriert. Vor allem aus Osteuropa werden massenweise Welpen importiert und in Deutschland verkauft. Die Geschäfte mit der Ware Hund haben Ausmaße angenommen, die die Polizei von mafiaähnlichen Strukturen und organisierter Kriminalität sprechen lässt. „Da bleibt richtig Geld hängen“, fährt Rössel fort. Der Markt ist da. Die Hunde werden im Internet angeboten, oft mit einer Mitleid erregenden Schicksalsgeschichte. Gutgläubige Tierfreunde greifen zu in der Annahme, den Vierbeinern etwas Gutes zu tun. Die meisten würden sich gar nicht klar machen, unter welchen Bedingungen die Tiere hierher transportiert würden, sagt Veterinärin Spengler-Wieber. So manche Organisation, die im Namen des Tierschutzes auftritt, spielt dabei eine fragwürdige Rolle. Manchmal beschleicht die Ermittler das Gefühl, dass es der einen oder anderen Gruppe weniger ums Retten von Tieren geht, sondern lediglich um den Profit, der sich aus kleinen Welpen schlagen lässt.
Einige der rumänischen Mischlingshunde, deren Transport die Polizei gestoppt hat, werden von einer Organisation in Franken für je 280 Euro im Internet angeboten. Eine Frau, die für diese Organisation arbeitet, holt die etwa drei Monate alten Tiere bei der Polizei in Feucht ab und verfrachtet sie vom Sprinter in Hundeboxen. „Wir arbeiten mit den Rumänen zusammen“, sagt sie. Die schlechten Transportbedingungen lassen sie offenbar kalt. Darauf angesprochen antwortet sie, dass sie das noch nie so erlebt habe, um dann das Gespräch abzubrechen.
Für den Verkauf gezüchtet
Ein Mann, der ebenfalls auf die Tiere aus Rumänien gewartet hat und nun im Hof der Polizei steht, versteht die Aufregung nicht. „Da unten verrecken sie. So haben sie fast 30 Stunden Fahrt hinter sich, dafür sitzen sie dann in Deutschland auf dem Sofa vor dem Fernseher.“ Sätze, bei denen Amtstierärztin Dr. Elke Spengler-Wiebe genervt die Augen verdreht. Schließlich werden die Welpen unter katastrophalen Bedingungen eigens für den Verkauf gezüchtet. Hündinnen würden in Rumänien auf der Straße eingefangen und zu Gebärmaschinen umfunktioniert.
Echter Tierschutz wäre, die Tiere kastrieren zu lassen, entgegnet die Veterinärin. Jede Woche fahre ein Transporter in Bukarest los, sagten die rumänischen Fahrer bei der Polizei aus. Veterinärin und Polizei bekommen nur einen Bruchteil des illegalen Hundehandels mit. Kaum haben sie einen Transporter aus dem Verkehr gezogen, fährt irgendwo schon ein anderer los.
Quelle Nordbayern: « L I N K »
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