Beschreibung: Felicha - wartet schon lebenslänglich
Ein Gruß von mir an Euch Menschen, ja, es stimmt wirklich - mit gerade mal einem Monat wurde ich im Hundelager entsorgt, dieser riesigen Tierquälanstalt. Ob ich zusammen mit meiner Mama eingeliefert oder eingefangen wurde, weiß ich nicht mehr. Ich kann ja keine Unterlagen lesen und vermute, dass dort von meiner Herkunft nicht seitenlang geschrieben wurde. Es ist nur bekannt, dass ich im Juni 2017 auf die Welt kam und seit Juli 2017 eingepfercht und versteckt vor der Welt und menschlicher Gesellschaft mein Dasein friste. Woher soll ich wissen, dass es auch ganz anders gehen kann?
Das hat mich bei meiner ersten Menschenbegegnung (außer den Wärtern, die eh keine Zeit für uns haben,) scheu und vorsichtig sein lassen. Aus freien Stücken bin ich nicht auf die Tierschützer mit den Fotoapparaten zugegangen, ich hab gleich versucht, abzuhauen. Aber sie haben nicht aufgegeben, mich in eine Ecke bugsiert und dort habe ich mich anfassen lassen. Siehe da - ich bin nicht dabei gestorben und habe mich sogar streicheln lassen! Das führte wiederum dazu, dass mein Schwanz ganz von allein zu wedeln anfing. Da haben sie gestaunt wie bei einem Wunder! Sonst gibt es hier keinen Grund zum Wedeln... Es hat sich gut angefühlt und macht mich neugierig, was sie sonst noch alles auf Lager haben.
Jeden gleichen Tag bin ich zusammen mit zwei Hündinnen in einer Box auf allerengstem Raum und ohne Ausgang oder Abwechslung. Trotzdem verstehen wir Mädels uns miteinander, was bleibt sonst übrig? Die netten Tierschützer haben gleich gemerkt, dass meine runden Knopfäuglein tränen. Ich bilde mir nicht ein, dass deswegen extra ein Tierarzt für mich eingeflogen wird, das gilt auch für alle anderen hier. Es könnte ein verstopfter Tränenkanal sein, eine Reizung durch die beißende Luft, eine Folge der "Haute Cuisine", die uns täglich kredenzt wird - oder was ich Euch sagen will mit einer Erklärung der etwas anderen Art: dass ich manchmal einfach weinen muss... All die vergeudeten Lebensjahre, das ganze verzweifelt bellende und jaulende Elend um mich herum und noch nie etwas anderes gesehen.
Die Leute von Pro-Canalba hoffen ganz stark für mich, dass es jemanden mit großem Herzen und viel Mitgefühl gibt, der oder die es mir richtig schön machen möchte und sich freut, mir zu zeigen, was das Leben da draußen alles zu bieten hat. Für mich wäre alles neu, frisch und prickelnd, ehrfurchtgebietend - auch in der Befangenheit vor all dem, was ich nicht kenne und wofür ich eine Gewöhnungszeit brauche. Irgendwelche Kunststückchen oder antrainierten Grundgehorsam könnt Ihr von mir nicht erwarten, auch Türklingeln, Staubsauger, Fernseher, Autos, Flugzeuge und nicht zuletzt Kinder habe ich noch nie gesehen, auch keine Katzen oder andere Tierarten. Das heißt nicht, dass ich sie automatisch nicht leiden kann, sondern nur, dass ich Wohlwollen und Geduld für all das brauche. Dann lass ich mich überraschen, was es so alles kreucht und fleucht...
Vielleicht wollt Ihr mir ja ein molliges Körbchen herrichten, ganz für mich allein? Es wird von Hunden aus dem Schreckenscanile erzählt, die gefühlte Ewigkeiten gebraucht haben, bis sie ihr Glück fassen konnten und inzwischen einige Zeit vor oder neben dem neuen Körbchen schliefen! Sie wussten einfach nicht, wofür das gut ist. Aber dann, als sie sich getraut hatten, haben sie aufgeholt und nachgeholt und für ihre Menschen ist es die reine Freude, mitzuerleben, wie ein scheuer Hund auftaut, wenn er merkt, dass er nichts mehr zu befürchten hat. Außer etwa den allerersten Waldspaziergang! Mit den Pfoten im Bach waten und sich klatschnass machen! Ganz anderen und entspannten Hunden begegnen! Hundezeitung lesen!! Bällchen fangen! Ja, auch Glücksmomente auszuhalten will gelernt sein.
Möglich, dass alles viel einfacher geht - dass ich komme, erkunde und genieße. Wenn ich denn überhaupt wohin kommen darf.
Wie Du Dich entscheidest, kann in dieser Sekunde noch niemand wissen, aber wenn ich die Wahl hätte, einen Menschen samt Familie zu adoptieren, würde ich Dich gleich nehmen!
TIER MERKEN !
