Beschreibung: Answald - findet er gute, geduldige Menschen?
Liebe Leute, die Ihr gerade meine Fotos anseht: zurzeit habe ich Euch aus Eurer Sicht nicht so viel zu bieten - ich bin schon fünf lange Jahre im furchtbaren Hundelager, kenne nix, habe nix, noch nicht mal Geld, um mich freizukaufen und ich kenne auch niemanden, der einen kennt, der so einen Burschen wie mich irgendwie gebrauchen oder wenigstens liebhaben und ihn in Ruhe sein lassen könnte. Ich bin auf mich gestellt, wie alle anderen auch. Mit den drei Rüden, die mit mir in der Box hausen, verstehe ich mich sehr ordentlich. Aber es ist so trist wie auf den Bildern, wir bekommen noch nicht einmal ein Körbchen, Spielzeug oder Kauknochen zum Zeitvertreib haben wir nicht.
Bei mir kommt noch dazu, dass ich zu all dem Elend auch noch ein furchtsamer Hund bin, auf keinen Fall bös oder so, nur einfach voller Angst und Argwohn, was mir die Menschen wohl jetzt wieder antun werden. Es gibt Wärter im großen Hundeknast, die sind bei uns Hunden überhaupt nicht beliebt. In ihrem Bereich sind die schreckhaftesten Insassen. Wie das wohl kommt? Ich könnte es Euch sagen... Ob sich das je ändert? Ich weiß es nicht, ich weiß ja noch nicht einmal, was ich noch hoffen soll.
Die Tierschützer von Pro-Canalba trommeln für mich, um mich zu zeigen und Euer Herz zu öffnen für einen Mischlingsrüden wie mich, der ich zwar süß, hübsch, seelenvoll und golden aussehe, aber mein Päckchen mitbringe. Nein, ich bin nicht hinterhältig, auch nicht krank oder dumm, ich hatte einfach nur noch keine Gelegenheit für eine echte Sozialisation mit Menschen. So wie ich verängstigt wurde, das geschieht keinem Hund auf dieser Welt nur aus sich selbst heraus, weil er unbedingt so sein will. Dafür braucht es bestimmte Situationen, eine ganz bestimmte Art Unmenschen, die Macht über Tiere haben und selber im Stress und unzufrieden sind, es braucht auch dass sich so etwas immer wieder wiederholt - und schon haben wir einen zuerst übervorsichtigen, dann verschreckten Hund, der den Schwanz einkneift und zittert, wenn er Schritte hört.
Meine Art, mir Menschen fernzuhalten ist, sie mit meiner Schnauze wegzuschieben. Aber als mich die Tierschützer mit den Fotoapparaten einfach berührt haben, war der Bann gebrochen und ich gab gleich auf. Was habe ich schon groß anderes gelernt in meinem Lagerleben? Es sei jammerschade um mich, haben sie gesagt und waren ganz freundlich und zärtlich zu mir. Das hat mir schon gefallen, auch wenn es noch ungewohnt ist.
Ich hätte die sprechendsten traurigen Augen und wie gern würden sie mich trösten und mir gut zusprechen und mich mit nach Hause nehmen. Aber anschließend durften sie noch weitere arme Tröpfe fotografieren. Dann muss ja noch alles seinen geregelten Gang gehen. Um die Formalitäten mit Italien kümmern sich die, die mich so gern hier rausholen wollen. Die holen mich auch ab und fahren mich durch halb Europa zum Treffpunkt. Wenn Ihr mich dort annehmen wollt, braucht Ihr Liebe, Mut, Geduld und Einfühlungsvermögen. Es gibt Leute, denen ist das angeboren oder sie haben es erlernt im Laufe ihres Lebens. Auf die zähle ich! Ich bringe als Morgengabe meine Treue und mein liebevolles Herz.
Weil der Hundeknast bereits übervoll ist, darf ich vermittelt werden. Das ist meine Chance auf ein würdiges Leben. Ich bin nicht mehr jung, aber auch nicht uralt, eigentlich genau passend. Vielleicht sucht Ihr mich ja genauso wie ich Euch. Sachen gibt’s... Und meine Vermittlerin hat eine Telefon-Nummer und die Freude und die Ehre, uns zu verkuppeln.
Träum weiter, Answald, dich hat bis jetzt auch niemand gewollt. Andererseits hatte ich bisher keine Morgenluft geschnuppert. Und die riecht gut! Ob es wohl klappt?
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