Knapp viereinhalb von fast sechs Jahren seines Lebens sitzt Otieno nun schon hinter Gittern (Stand Januar 2024). In einem kahlen Betonbunker, wenige Quadratmeter groß. Ich, die Autorin dieser Zeilen, verfasse den gefühlt 500. Text für einen unserer Hunde. Aber jedesmal trifft mich das Schicksal jedes einzelnen dieser Tiere aufs Neue und mit voller Wucht. Bei Otieno sind es nackte Zahlen - viereinhalb von fast sechs Jahren, drei Viertel seines Lebens - welche beim Überfliegen eine abstrakte Einheit sind, die einen jedoch nach kurzem Innehalten erschauern lassen.
Man muss kein Hundeexperte sein um zu erkennen, dass «der beste Freund des Menschen» Zuneigung, Platz, Bewegung, Hundefreunde, gutes Futter, Wärme, Spiele, einen geschützten Schlafplatz, Rückzugsmöglichkeiten und noch vieles mehr braucht, um ein würdiges und sorgloses Leben leben zu dürfen. Diese unvollständige Aufzählung steht in krassem Gegensatz zu dem, was Otieno und seine Leidensgenossen tagein, tagaus erleben: Das große Nichts, endlose Ödnis und Langeweile, im Winter zu kalt, im Sommer zu heiß, aber rund um die Uhr viel zu laut. Die Tiere werden mit miesem Futter und schalem Wasser am Leben gehalten, den Sauerstoff gibt es gratis dazu. Manche der Hunde, die mit dem Mangel an allem Essentiellen nicht gut klar kommen, die an der Einsamkeit und Ausweglosigkeit verzweifeln, verwahrlosen innerlich.
Unser wunderhübscher schwarzer Rüde Otieno, ums Schnäuzchen schon etwas weiß geworden, lebt in einem Kerker zusammen mit Narek und Vardan. Alle drei bräuchten ganz dringend eine Familie, um endlich ihrem Gefängnis und ihren Ängsten entkommen zu dürfen. Die mit uns befreundeten Tierschützer erzählen über Otieno, dass er ein lieber Kerl sei, der trotz Vorsicht den Unbekannten gegenüber ein gewisses Maß an Interaktion mit ihnen zugelassen habe. Er könne ganz ordentlich an der Leine gehen und verstehe sich problemlos mit seinen zwei Mitgefangenen. Obwohl er etwas ängstlich gewirkt habe, sei er nie aggressiv geworden. Und: «Als wir die Türe zu seiner Box öffnen wollten, hat Otieno versucht, zu fliehen…»
Der langen Rede kurzer Sinn: Bitte helfen Sie uns, Otieno zu helfen. Der liebe, große, außerordentlich hübsche Hund mit pechschwarzem Fell muss unbedingt und lieber gestern als heute befreit werden. Er muss endlich Gras unter seinen Pfoten spüren dürfen, Vertrauen gewinnen, das Hunde-Mensch-ABC lernen, gutes Futter fressen, ein weiches Bett zum Schlafen haben und, das allerwichtigste, einfach nur geliebt werden. Endlos. Ab sofort soll er nur noch in Freundlichkeit, Liebe und Glück baden. Otieno weiß genau, dass es draußen, jenseits der Mauern und Gitter seines Verließ’, eine andere Welt gibt. Eine Welt, in der Menschen den Tieren mit Wohlwollen begegnen, in der man ihn, Otieno, als Individuum wahrnehmen wird und ihn lieben und respektieren wird. Für immer und ewig.
Falls Sie Otieno zu sich holen möchten, Zeit, Geduld und etwas Hundeerfahrung mitbringen und Otieno die Geborgenheit und Aufmerksamkeit schenken können, die er verdient, dann kontaktieren Sie bitte schnellstmöglich seine Vermittlerin. Oder verbreiten Sie Otienos Geschichte in Ihren sozialen Medien, damit Otienos Herzensfamilie ihn endlich finden kann. Unser Dank ist Ihnen gewiss.
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