Castiel - Ich mag es nicht misstrauisch zu sein ...
Ich mag es nicht misstrauisch zu sein …
…aber bisher hatte ich keinen Grund jemandem mein Vertrauen zu schenken.
So oder sowas ähnliches würde Castiel antworten, wenn man ihn fragen würde, warum er nicht freudestrahlend auf die Menschen zu läuft. Es wäre seine Antwort auf die Frage, warum er Körperkontakt nicht zulässt, und versucht Reißaus zu nehmen, wenn Zweibeiner seine trostlose Zelle betreten. Ja, das würde sein Kopf sagen. Denn sein Kopf sagt „Nein“. Aber sein Herz, tief im Inneren, sagt „Ja“. Denn wenn man Castiel, dem ca. 6-jährigen Rüden, tief in seine Augen blickt, wenn man seinen traurigen Hundeblick wahrnimmt, dann kann man erkennen, dass der hübsche Rüde sich zwar eine harte Schale zugelegt hat, weil es die beste Möglichkeit ist zu überleben, dass in ihm aber ein weicher, ängstlicher und hoffnungsvoller Kern schlummert.
Wie seine Vergangenheit aussah, das können wir nicht sagen. Dass ihm nichts Gutes widerfahren ist, da sind wir uns sicher. Und jetzt kam es für das kleine Kerlchen noch schlimmer, denn er wurde in eines der schlimmsten Hundelager, die wir kennen, verfrachtet. Dort hat er keine Möglichkeit, sein Misstrauen dem Menschen und der ganzen Welt gegenüber abzulegen. Dort wird er seinem Schicksal überlassen. Dort muss er sich beweisen. Dort muss er Ressourcen verteidigen. Dort hat ein kleiner Kerl wie er zwischen den großen Hunden keine Chance.
Und ja, so ist es auch nicht verwunderlich, dass der aufmerksame Castiel skeptisch ist. Und dort wird er auch nie lernen, dass er gar nicht skeptisch zu sein braucht. Dort wird er nicht erleben, dass keiner an sein Futter geht, welches er gegen seinen männlichen Mitinsassen verteidigen muss. Dort wird er nicht lernen, dass die Hand des Menschen wohltun kann.
Wir erkennen aber diese Sehnsucht in Castiels Augen. Doch braucht es erfahrene Menschen, die dem skeptischen Rüden die Zeit geben, Vertrauen zu fassen und sich auf den Menschen und die Welt, die ihn umgibt, einzulassen.
Als die befreundeten Tierschützer die dicken Gitterstäbe öffneten, zeigte Castiel, dass ihm die Situation nicht geheuer war und er versuchte sich zu befreien. Damit er nicht auf andere Befreiungsstrategien zurückgreift, braucht es jemanden, der Castiel lesen kann und mit ihm einen Schritt nach dem anderen macht und zur Not auch mal einen Schritt mit ihm zurückgeht und ihm wieder Freiraum lässt. Castiel braucht eine Person, die ihm zeigt, dass es sich lohnt, einem Menschen zu vertrauen und dass man sich auf ihn verlassen kann, wenn man selbst nicht mehr weiterweiß. Wenn Castiel so jemanden findet, dann kann er sich zu dem Hund entwickeln, der er in seinem kleinen Herzen eigentlich schon ist - ein Hund, der die Welt mit Freude kennenlernen will. Sind Sie die Person, die Castiel die Zeit geben kann, aufzutauen und sein Misstrauen abzulegen? Dann warten Sie bitte nicht länger und antworten Sie auf Castiels stillen Hilferuf!