Update Dezember 2024- Eine Freundschaft in der Dunkelheit
Cleopatra hob den Kopf und spitzte die Ohren. Ein Geräusch, ganz leise, schien durch die dicken Wände ihres Zwingers zu dringen. War das... Schritte? Stimmen? Ihr Herz schlug schneller, und sie richtete sich auf. „Champ, wach auf! Hörst du das?“
Neben ihr öffnete Champion langsam die Augen. Der große Rüde hatte sich eng an sie gekuschelt, um wenigstens ein wenig Wärme in der feuchten Kälte zu finden. Seine Ohren zuckten kurz, aber dann ließ er den Kopf wieder auf seine Pfoten sinken. „Cleo, das ist nur der Wind oder vielleicht der Schlauch, mit dem sie die Zellen sauber machen. Mach dir keine Hoffnungen... es tut nur weh.“ Cleopatra ließ sich nicht beirren. Sie stand auf, lief zur Gittertür und streckte den Kopf so weit wie möglich hinaus. Ihre Nase arbeitete unermüdlich, suchte nach einem Geruch, einem Hinweis, dass jemand kommen könnte – jemand, der sie retten würde.
„Ich weiß, dass es schwer ist, Champ. Aber ich kann nicht anders. Jeden Tag hoffe ich, dass es heute soweit ist. Dass wir rauskommen. Gemeinsam.“ Cleopatra ließ sich nicht beirren. Sie lief aufgeregt vor der Tür auf und ab, bellte ein paar Mal laut und fordernd, als wollte sie sagen: „Hey! Seht ihr mich nicht? Ich bin hier, schaut her!“ Cleopatra war keine, die sich mit dem Warten abfinden konnte. Sie wollte raus. Raus aus der engen, grauen Box, raus aus der Dunkelheit, hinein in die Welt, die sie so sehr vermisste. Sie war selbstbewusst und gesellig, immer bereit, mit Menschen Kontakt aufzunehmen und ein Lächeln in ihre Gesichter zu zaubern – wenn man sie denn ließ.
„Cleo, hör auf zu bellen. Sie mögen das nicht,“ murmelte Champion und ließ seinen Kopf wieder auf die Pfoten sinken. „Ist mir egal, Champ! Ich kann hier nicht einfach sitzen und warten, dass ein Wunder passiert. Die müssen sehen, dass ich hier bin. Dass wir hier sind. Vielleicht merken sie dann endlich, dass wir es wert sind!“ Champion hob den Kopf und sah sie an, seine sanften Augen voller Sorge. „Und was, wenn sie kommen, Cleo? Was, wenn sie dich nehmen und mich hierlassen? Du bist die Kleine, die Niedliche, die, die alle lieben. Wer will schon einen größeren Rüden wie mich?“
Cleopatra lief zu ihm und stupste ihn mit der Nase an. „Aber du bist mein Fels. Mein treuer Freund. Und wenn die Menschen mich mögen, dann werden sie dich auch mögen. Champion schwieg, aber in seinen Augen blitzte für einen Moment ein Funken Hoffnung auf. Cleopatra kehrte zur Gittertür zurück, stellte die Vorderpfoten auf die Streben und bellte erneut. Sie wollte, dass jemand sie hörte. „Lasst uns raus!“ bellte sie. „Wir gehören hier nicht hin!“ Doch die Schritte entfernten sich wieder, und die Tür zu ihrem Zwinger blieb geschlossen. Cleopatra ließ sich seufzend zurück auf den Boden sinken. Einen Moment lang war sie still, aber dann hob sie den Kopf und sah Champion an. „Wir haben all das überlebt, Champ. Und wir werden auch das hier überleben. Eines Tages wird jemand diese Tür öffnen, Champ. Und dann laufen wir zusammen raus. Wir lassen all das hier hinter uns und gehen in ein neues Leben. Ich weiß es.“
Die beiden Hunde schwiegen eine Weile, nur der dumpfe Lärm des Canile war zu hören – das ständige Weinen, Bellen und Wimmern der anderen Hunde. Cleopatra schloss die Augen und stellte sich vor, wie es wäre, frei zu sein. Gras unter den Pfoten. Einen Himmel ohne Gitter. Und Menschen, die sie liebten. Und so warteten sie, Tag für Tag, Hoffnung und Zweifel kämpften in ihren Herzen. Doch ihre Freundschaft war das Licht in der Dunkelheit, das ihnen half, weiterzumachen. Sie glaubten daran, dass irgendwo, weit weg von dieser Hölle, ein neues Leben auf sie wartete – ein Leben, das sie zusammen beginnen würden.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, natürlich könnte Cleopatra auch alleine adoptiert werden, doch im besten Fall gibt es eine Familie, die nicht nur sie, sondern auch ihren treuen Freund Champion bei sich aufnimmt. Und wenn wir uns etwas wünschen dürften, dann wäre es, dass genau diese Weltklasse-Familie diesem besonderen Duo ein liebevolles Zuhause schenkt.
Haben wir noch Wünsche frei? Mindestens einen, einen kleinen? Falls ja: Wir wünschen uns, dass Cleopatra, unsere sanfte, schöne Mischlingshündin, schnellstmöglich ihre Familie findet. Oder die Familie sie. Und weil man auf einem Bein schlecht stehen kann, bitten wir sogleich um noch einen Wunsch: Dass diese Familie nicht nur Cleopatra, sondern auch gleich Champion, ihren Freund auf Lebzeiten, zu sich nimmt. Dass die beiden, die in Freud und viel Leid zusammengestanden haben, auch weiterhin zusammenbleiben dürfen. Wir wissen natürlich, dass das keine bescheidenen Wünsche sind. Aber Wunder sollen gar nicht so selten sein, und wer wagt, kann eigentlich nur gewinnen.
Cleopatra und Champion leben vermutlich seit Geburt zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten. Letztere hatten begonnen, als die beiden knapp einjährig gemeinsam in einem Canile abgegeben wurden. Immerhin durften sie zusammenbleiben, teilten sich eine Box. Aus den schlechten Zeiten sind dann im Januar 2022 leider allerschlimmste Zeiten geworden: Die beiden Freunde wurden in das schrecklichste uns bekannte Hundelager, die «Hundehölle», abgeschoben. Unsere süße Cleopatra fristet nun ihre Tage in einem Betonkerker, durch Stäbe von der ganzen Welt abgeschnitten. Hunde, die länger an diesem qualvollen Ort eingesperrt sind, stumpfen ab, ihre Augen werden trüb und leer, oft haben sie an Ellenbogen oder Hüften wunde Stellen vom Liegen auf kaltem Boden. Das Futter ist mies, Abwechslung gibt es keine, medizinische Versorgung Fehlanzeige. Hunde, die sich unter normalen Umständen nie in der Nähe ihres Schlafplatzes versäubern würden, sind hier dazu verdammt, in ihren Exkrementen zu leben, bis irgendwann wieder einmal jemand mit einem Schlauch vorbeikommt und die Zelle «reinigt». Hinzu kommt der nie versiegende Lärm, das Weinen, Bellen, Wimmern der anderen Hunde, die unverschuldet eingesperrt sind und in den meisten Fällen dort bis ans Ende ihres traurigen Lebens ausharren müssen.
Immerhin darf Cleopatra auch in der Hundehölle die Zelle mit ihrem Freund Champion teilen. Denn außer dem jeweils anderen haben die beiden nichts und niemanden auf dieser Welt. Zumindest war das so, bis vor kurzem. Da erhielten nämlich die mit uns befreundeten Tierschützer wieder einmal Zutritt zum Lager, um die Hunde besuchen und einige von ihnen auf unserer Homepage vorstellen zu können. Und da wurden sie auch zu Cleopatra und Champion gelassen. Sie beschreiben Cleopatra als lieb, sozial und außerordentlich anhänglich und menschenbezogen, und sie kann sogar an der Leine gehen. Für sie suchen wir Menschen, die im Haus genügend Platz sowie einen Garten haben. Die bestenfalls schon Hundeerfahrung haben und mit Cleopatra weiter trainieren möchten, um mit ihr zusammen zu einem eingeschworenen Team zu wachsen. Womit wir wieder am Anfang der Geschichte wären. Selbstverständlich vermitteln wir Cleopatra auch alleine, aber im Idealfall hat es in diesem eingeschworenen Team noch Platz für Champion. Kurz: Wir suchen nichts Geringeres als die weltallerbeste Familie. «Erde an Nadel im Heuhaufen, bitte melden!» Am besten bei Cleopatras Vermittlerin, sie freut sich auf Ihren Anruf!
Bitte besuchen Sie Cleopatra auch auf unserer Homepage.
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