Update Dezember 2024-Eine Freundschaft in der Dunkelheit
Die Dunkelheit um uns war erdrückend. Der ständige Lärm der anderen Hunde, das Bellen und Wimmern, das durch die Wände drang, die feuchte Kälte, die den Beton erdrückte – es war nie ruhig, nie friedlich. Aber an meiner Seite war Cleopatra, meine kleine Freundin. Sie war der einzige Lichtblick in dieser tristen Welt, und ihre Nähe war das Einzige, das mir half, weiterzumachen. Ich spürte, wie sie sich bewegte, hörte, wie sie den Kopf hob und ihre Ohren spitzte. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. „Champ, wach auf! Hörst du das?“ Ihre Stimme war voller Hoffnung, wie immer.
Sie war die, die nie aufgab, die immer an ein Leben außerhalb dieser Mauern glaubte. Ich, der große, selbstbewusste Rüde, konnte diese Hoffnung oft nicht teilen. Ich suchte nach Kontrolle, Nähe und Aufmerksamkeit, in der Annahme, dass sie mir Sicherheit verschaffen würden.Aber aus diesem Zwinger gab es keine Kontrolle, und das war eine der schwersten Lektionen, die ich gelernt hatte. „Cleo, das ist nur der Wind oder vielleicht der Schlauch, mit dem sie die Zellen sauber machen. Mach dir keine Hoffnungen... es tut nur weh,“ murmelte ich, als ich meinen Kopf wieder auf die kühlen Betonfliesen legte. Ich war müde, müde von der ständigen Enttäuschung, müde von den gescheiterten Hoffnungen. Aber Cleopatra ließ sich nicht beirren. „Ich weiß, dass es schwer ist, Champ. Aber ich kann nicht anders. Jeden Tag hoffe ich, dass es heute soweit ist. Dass wir rauskommen. Gemeinsam.“ Sie war wie ein Wind, der sich nicht beruhigen konnte. Immer wieder sprang sie auf, bellte fordernd, als wollte sie die Welt da draußen dazu zwingen, uns zu bemerken. Sie wollte raus. Sie wollte leben. Sie wollte Freiheit. Und ich? Ich wollte das auch – aber ich war nicht sicher, wie ich es erreichen sollte. Sonst war mir sicher in allem, was ich tat, und doch fühlte ich mich hier genauso verloren wie sie. „Hör auf zu bellen, Cleo. Sie mögen das nicht,“ murmelte ich, doch ich wusste, dass es nichts ändern würde. Sie bellte weiter, laut und klar, fordernd „Ist mir egal, Champ! Ich kann hier nicht einfach sitzen und warten, dass ein Wunder passiert. Sie müssen sehen, dass wir hier sind. Vielleicht merken sie dann endlich, dass wir es wert sind!“
„Und was, wenn sie kommen, Cleo? Was, wenn sie dich nehmen und mich hierlassen? Du bist die Kleine, die Niedliche, die, die alle lieben. Wer will schon einen großen, selbstbewussten Rüden wie mich?“ Ich konnte sehen, wie Cleopatra mich ansah, als ob sie wüsste, was mich quälte. Sie kam zu mir, stupste mich mit der Nase an und schaute mir tief in die Augen. Ihre Stimme war sanft, aber voller Überzeugung. „Aber du bist mein Fels, Champ. Mein treuer Freund. Und wenn die Menschen mich mögen, dann werden sie dich auch mögen.“
Da wusste ich, dass sie recht hatte. Sie war die Sonne, die mich wärmte, die die Dunkelheit durchbrach. Aber ich war ihr Fels. Wir schützen uns gegenseitig. Ich richtete mich langsam auf und stellte mich an ihre Seite. Ich war bereit, mit ihr zu kämpfen. Wir waren ein Team – und das war das Einzige, was zählte.
Cleo bellte wieder, ihre Stimme fordernd, laut. „Lasst uns raus! Wir gehören hier nicht hin!“ Ich stand neben ihr und bellte mit – vielleicht nicht so laut wie sie, aber ich war da. Ich wollte genauso wie sie raus. Ich wollte frei sein, ohne Gitter, ohne diese kalte, graue Box. Ich wollte die Welt da draußen sehen.
Aber die Tür blieb verschlossen. Wie immer. Die Schritte verstummten, und der Lärm der anderen Hunde füllte den Raum. Cleopatra ließ sich zurück auf den Boden sinken, und ich legte mich wieder an ihre Seite „Wir haben all das überlebt, Champ. Und wir werden auch das hier überleben. Eines Tages wird jemand diese Tür öffnen, Champ. Und dann laufen wir zusammen raus. Wir lassen all das hier hinter uns und gehen in ein neues Leben. Ich weiß es.“
Liebe Leserinnen, liebe Leser, natürlich könnte Champion auch alleine adoptiert werden, doch im besten Fall gibt es eine Familie, die nicht nur ihn, sondern auch seine treue Freundin Cleopatra bei sich aufnimmt. Und wenn wir uns etwas wünschen dürften, dann wäre es, dass genau diese Weltklasse-Familie diesem besonderen Duo ein liebevolles Zuhause schenkt.
Haben wir noch Wünsche frei? Mindestens einen, einen kleinen? Falls ja: Wir wünschen uns, dass Champion, unser großer, sanfter Mischlingsrüde, schnellstmöglich seine Familie findet. Oder sie ihn. Und weil man auf einem Bein schlecht stehen kann, bitten wir sogleich um noch einen Wunsch: Dass diese Familie nicht nur Champion, sondern auch gleich Cleopatra, seine Freundin auf Lebzeiten, zu sich nimmt. Dass die beiden, die in Freud und viel Leid zusammengestanden haben, auch weiterhin zusammenbleiben dürfen. Wir wissen natürlich, dass das keine bescheidenen Wünsche sind. Aber Wunder sollen gar nicht so selten sein, und wer wagt, kann eigentlich nur gewinnen.
Champion und Cleopatra leben vermutlich seit Geburt zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten. Letztere hatten begonnen, als die beiden knapp einjährig gemeinsam in einem Canile abgegeben wurden. Immerhin durften sie zusammenbleiben, teilten sich eine Box. Aus den schlechten Zeiten sind dann im Januar 2022 leider allerschlimmste Zeiten geworden: Die beiden Freunde wurden in das schrecklichste uns bekannte Hundelager, die «Hundehölle», abgeschoben. Unser lieber großer Champion fristet nun seine Tage in einem Betonkerker, durch Stäbe von der ganzen Welt abgeschnitten. Hunde, die länger an diesem qualvollen Ort eingesperrt sind, stumpfen ab, ihre Augen werden trüb und leer, oft haben sie an Ellenbogen oder Hüften wunde Stellen vom Liegen auf kaltem Boden. Das Futter ist mies, Abwechslung gibt es keine, medizinische Versorgung Fehlanzeige. Hunde, die sich unter normalen Umständen nie in der Nähe ihres Schlafplatzes versäubern würden, sind hier dazu verdammt, in ihren Exkrementen zu leben, bis irgendwann wieder einmal jemand mit einem Schlauch vorbeikommt und die Zelle «reinigt». Hinzu kommt der nie versiegende Lärm, das Weinen, Bellen, Wimmern der anderen Hunde, die unverschuldet eingesperrt sind und in den meisten Fällen dort bis ans Ende ihres traurigen Lebens ausharren müssen.
Immerhin darf Champion auch in der Hundehölle die Zelle mit seiner Freundin Cleopatra teilen. Denn außer dem jeweils anderen haben die beiden nichts und niemanden auf dieser Welt. Zumindest war das so, bis vor kurzem. Da erhielten nämlich die mit uns befreundeten Tierschützer wieder einmal Zutritt zum Lager, um die Hunde besuchen und einige von ihnen auf unserer Homepage vorstellen zu können. Und da wurden sie auch zu Champion und Cleopatra gelassen. Sie beschreiben Champion als wunderbaren Hund, lieb, sozial, fügsam, anhänglich, und er kann sogar an der Leine gehen. Für ihn suchen wir Menschen, die im Haus genügend Platz sowie einen etwas größeren Garten haben. Die bestenfalls schon Hundeerfahrung haben und mit Champion weiter trainieren möchten, um mit ihm zusammen zu einem eingeschworenen Team zu wachsen. Womit wir wieder am Anfang der Geschichte wären. Selbstverständlich vermitteln wir Champion auch alleine, aber im Idealfall hat es in diesem eingeschworenen Team noch Platz für Cleopatra. Kurz: Wir suchen nichts Geringeres als die weltallerbeste Familie. «Erde an Nadel im Heuhaufen, bitte melden!» Am besten bei Champions Vermittlerin, sie freut sich auf Ihren Anruf!