Alville ist ein Pointer – einer dieser stolzen, sensiblen Jagdhunde mit feiner Nase, loyalem Herzen und einem tiefen Wunsch, seinem Menschen zu gefallen. Doch genau diese Eigenschaften werden ihm in seiner Heimat oft zum Verhängnis. Denn in vielen Regionen Italiens gelten Jagdhunde wie er nicht als Familienmitglieder, sondern als reines „Werkzeug“. Und wenn sie nicht mehr „funktionieren“ – sei es wegen des Alters, einer Verletzung/Krankheit oder mangelnder Leistung – werden sie einfach aussortiert. Lieblos. Grausam. Und viel zu oft tödlich.
So erging es wohl auch Alville. Mit etwa acht Jahren landete er in einem überfüllten Hundelager in Italien. Niemand weiß, wie genau sein Weg dorthin führte – doch die Spuren sind eindeutig. Alville wurde wahrscheinlich ausgesetzt, entsorgt wie etwas, das seinen Zweck erfüllt hat. Vielleicht hat er tagelang gewartet, an dem Ort, wo man ihn zurückließ. Vielleicht hat er gehofft, sein Mensch würde zurückkommen. Aber niemand kam.
Jetzt sitzt er im Zwinger. Eingesperrt in einem engen Betonverschlag, den er sich mit zwei anderen Hunden teilt: Narek und Fawnelle. Drei Seelen, die in dieser trostlosen Umgebung versuchen, einander Wärme zu geben. Es gibt keine Zuwendung, keine Bewegung, kein richtiges Bett, keine Sicherheit. Und doch ist da Alville – sanft, anhänglich, zutraulich. Ein Hund, der trotz allem nicht verbittert ist. Der Nähe sucht, sich an einen schmiegt, sobald eine Hand ihn berührt, als wolle er sagen: „Nimm mich mit. Ich hab doch nur dich.“ Und – wie viele Hunde mit gebrochenem Herzen –sehr anhänglich. Er sucht stets Nähe, lehnt sich gerne an einen Menschen oder an seine tierischen Mitbewohner, als wolle er sich versichern, dass er diesmal nicht wieder vergessen wird.
Seine Augen sprechen Bände. Da ist Müdigkeit, da ist Traurigkeit – aber auch dieser eine, kleine Funke Hoffnung. Die Hoffnung, dass sich sein Schicksal noch einmal wendet. Dass er nicht als einer von vielen namenlosen Hunden im Lager sterben muss, sondern endlich erfahren darf, was es heißt, geliebt zu werden. Wirklich geliebt.
Jagdhunde wie Alville sind besonders feinfühlig. Sie leben für die Bindung. Sie sind keine Einzelgänger, keine Kämpfer, sondern stille Begleiter, deren größtes Glück es ist, Teil eines Menschenlebens zu sein. Für sie ist die Aussetzung nicht nur ein körperlicher Bruch – es ist ein seelisches Trauma. Alville trägt diese Narben in sich. Und trotzdem – oder gerade deshalb – hat er ein Herz, das mehr liebt, als es je geliebt wurde.
Er wartet. Auf einen Menschen, der seine Geschichte sieht und sagt: „Ich bin da. Ab jetzt.“
Nebenbemerkung: Alvilles Gewebeveränderungen versuchen wir abzuklären – wir sind zuversichtlich und halten euch natürlich auf dem Laufenden.
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