Ihr lieben Menschen, habt Ihr es auch so satt? Da gibt man sein Bestes, ist ein liebe brave Hündin, so wie Ihr auch alles tut, um uns lieben braven Hunden, die wir ins schlimme Hundelager eingepfercht sind, wie auch immer möglich, zu helfen. Und kaum habt Ihr einen von uns adoptiert und ihm ein feines Leben ermöglicht - schon erscheinen auf der Homepage die nächsten Fotos und rufen voller Verzweiflung um Hilfe. "Hört das denn nie auf?" fragt Ihr Euch bestimmt. Genau das fragen wir uns auch, und auch wir wissen keine Antwort. Wir sind halt einfach da. Werden geboren, in großen Würfen. Eines vielleicht gewollt, sieben sind übrig und die dürfen dann schauen, wo sie bleiben. Kastration würde helfen, aber sagt das mal einer bestimmten Sorte von Leuten.
Seit über fünf Jahren sitze ich nun schon im Lager. Habe ich Aussicht auf Veränderung? Eigentlich nicht, und wenn, dann hängt das von Euch ab. Wenn ich mich selbst adoptieren könnte, wäre ich schon längst hier weg.
Was bei mir noch erschwerend dazu kommt ist, dass ich nicht an die Leine gewöhnt bin. Der Grund dafür ist, dass hier niemand je mit einem Hund spazieren läuft. Der Grund dafür ist, dass keiner Zeit für uns Hunde hat. Der Grund dafür ist, dass es viel zu wenig Personal hier gibt. Der Grund dafür ist, dass wir im Schreckenslager sind, das sich am Gewinn orientiert und wir, um die es eigentlich geht, sind nur die Posten in den Aktiva. Je mehr, desto mehr Geld. Das ist so einfach, das verstehe sogar ich. Was ich aber gar nicht verstehen kann: dass sich nichts daran zu ändern scheint. Alles geht wie immer seinen Gang, Übergangszeiten und Änderungen scheinen unbequem und ein ganz passables Tierschutzgesetzt gibt es zwar, aber wird es auch überall befolgt? Oder nur, wenn man ganz viel Glück hat und an wahre Menschen gerät? Oder wenn alle Wärter nett wären, was sie aber leider-leider nicht sind. Wir machen hier so unsere eigenen Erfahrungen oder was glaubt Ihr, warum einige in bestimmten Bereichen besonders eingeschüchtert sind?
Ich hoffe immer noch auf gute Menschen mit Herz. Im Lauf der Zeit bin ich so ängstlich geworden, weil ich nicht an ein Zusammensein oder gar Interaktion mit Menschen gewöhnt bin, weder an Lob noch Streicheleinheiten. Was der Bauer nicht kennt...Doch möchte ich so gern Neues dazu lernen. Zum Beispiel auch mal eine kleine Freude. Ihr glaubt nicht, wie langweilig das sonst ist. Jedenfalls bin ich ein gutes Mädchen und lasse ohne Probleme mit mir umgehen. In meiner Box bin ich mit Männlein und Weiblein zusammen und wir vertragen uns miteinander.
Auch ich habe so meine Befürchtungen, wenn es darum geht, etwas ganz Anderes zu wagen. Ich weiß nicht, wohin ich komme, wenn sich jemand meiner annimmt. Für Euch gilt das Gleiche: auch Ihr habt keine Ahnung, wie ich mich zeigen werde. Vielleicht habt Ihr ja genauso Angst vor Hunden wie ich vor Menschen? Seid unbesorgt, ich tu Euch nichts, ich brauche nur mein bisschen Futter, endlich ein weiches Nestchen, wo ich ungestört sein darf, reichlich Zeit zum Eingewöhnen und Vertrauen fassen, vielleicht auch einen netten ersten Hund, der sich bei Euch schon voll auskennt und bei dem ich spionieren könnte, wie er das so macht im Leben als Haushund. Was dann noch dazu kommt an Ausgang, Waldvergnügen und Naturerfahrung, das wage ich kaum zu träumen.
Habt Ihr mehr Mut als ich? Dann ruft bitte schnell für mich an. Denn siehe oben - ich habe es so satt. Ein lieber Gruß von der Giovanne