Pfeilschnell schießt die kleine Schwalbe am Zwinger der hübschen, bald achtjährigen Hündin Bibiana daher. Zurück, kreuz und quer immer nah an Bibiana vorbei. Dann legt die kleine Schwalbe die Flügel an, saust im Sturzflug wieder zu Bibiana und zwitschert ihr eine Melodie von Unabhängigkeit, Freiheit und Lebensfreude zu. Andächtig, ruhig und mit klarem Blick lauscht Bibiana der kleinen Schwalbe und schöpft dadurch immer wieder neu die Hoffnung, auch bald eine wunderbare Reise in die Freiheit antreten zu können. Denn seit nunmehr sechs langen Jahren, seit dem Juni 2018 ist die besondere Bibiana gefangen in einem engen Betonzwinger ohne Auslauf, Anregung und ohne medizinische Versorgung. Aus welchem Grund die hübsche graubraune Hündin mit den tollen Mandelaugen ins Canile gesperrt wurde, wird leider das Geheimnis von Bibiana bleiben. Kein Geheimnis ist, dass Bibiana Vorfahren der Molosser hat und dadurch besonders sportlich, aktiv und mit einem guten Selbstbewusstsein ausgestattet ist. Diese tollen Charaktereigenschaften und das Bedürfnis nach Bewegung machen die schrecklich lange Zeit der Gefangenschaft für unsere liebenswerte Bibiana noch schwerer.
Als die Tierschützer vor Ort Bibiana in ihrem Betongefängnis besuchen durften, zeigte sich eine freundliche Hündin, die von den Schwalben gelernt hatte. Nämlich die wichtige Eigenschaft, immer noch im Herzen frei zu sein. Gerne ließ sich Bibiana die Leine umlegen, um nach sechs Jahren wieder eine kleine Runde außerhalb des Zwingers zu gehen. Sehr souverän hat Bibiana dies gemeistert und zeigte sich von ihrer besten Seite. Die lange Gefangenschaft hat jedoch auch ihre Spuren hinterlassen und Bibiana suchte keine direkte Interaktion mit uns Menschen. So zeigte sie sich nicht scheu, sondern der Mensch, war für Bibiana einfach nicht so spannend, wie endlich ausgiebig auf der kleinen Wiese schnuppern zu können.
Von anderen Hunden zeigte sich unser Mädchen bei ihrem allerersten kleinen Spaziergang nach Jahren der Einzelhaft nicht wirklich begeistert. Die Vermutung liegt nahe, dass dies durch die Enge im Zwinger und durch den insgesamt bestehenden Dauerstress der Hunde untereinander zusammenhängen könnte. Sobald es den Tierschützern vor Ort wieder möglich ist, Bibiana zu besuchen, werden wir sehen, ob sich die erste Beobachtung weiterhin bestätigt.
Liebe Leserinnen und Leser schicken sie die liebenswerte Hündin auf die Flugbahn der Schwalben in Richtung Freiheit.
Mit ihrer fördernden Erziehung, mit viel Bewegung in Wald, Flur, mit einer Portion Sport und geistiger Auslastung, wird Bibiana gerne die Regeln in einem Menschenhaushalt lernen wollen.
Denn: „Wofür Füße, wenn ich Flügel zum Fliegen habe!“ (Frida Kahlo)