„Es tut weh, dich so zu sehen … dabei sind es nur die Fotos. Und trotzdem reicht, was zu sehen ist, um zu wissen, dass du Schmerzen hast. Deine Seele schmerzt und dein Körper auch. Wir wissen nicht, wie du gelebt hast, bevor du an diesen dunklen Ort gebracht wurdest, um dort zu bleiben, bis du stirbst. Aber du hattest sicher Menschen, um die du heute noch trauerst – egal, wie sie dich behandelt haben mögen. Du hattest ja nur sie und sicher waren sie dein Ein und Alles. Doch es waren bestimmt keine guten Menschen, sonst hätten sie es niemals übers Herz gebracht, dich jetzt im Stich zu lassen und dir das so ziemlich Schlimmste anzutun, was man einem Lebewesen antun kann: Sie haben dir alles genommen, was dir lieb und teuer war. Den Ort, an dem du gelebt hast, all die Dinge, die du kanntest. Vielleicht hattest du Hundefreunde, auch wenn du die fremden Hunde im Lager jetzt anbellst und -knurrst… wer weiß, was du erlebt hast auf der Straße, bis man dich fand…
Du wurdest sofort in eine Klinik gebracht, anämisch und mit Milchleisten voller Geschwüre. Du wurdest behandelt und operiert, nur um dann auf schnellstem Weg ins Hundelager verschleppt zu werden. Um die Zyste an deinem rechten Vorderbein und die sehr wahrscheinliche Hinterbein-Dysplasie hat sich dann niemand mehr gekümmert… es schien wohl nicht so wichtig. Und dass du nun allein in einem fremden, viel zu kleinen Zwinger mit endlos vielen Hunden um dich herum eingesperrt bist, interessiert dort niemanden.
Dann kommen Menschen zu dir, die du noch nie gesehen hast und nehmen dich mit auf eine kleine Wiese. Du weißt nicht, was sie vorhaben oder wie lange ihr zusammen auf der Wiese bleiben werdet. Aber du gehst mit ihnen, völlig arglos und voller Vertrauen. Du bist noch nicht gebrochen, hast dir dein Selbstbewusstsein noch bewahrt und würdest wahrscheinlich jedem Menschen folgen, der dich an die Leine nimmt. -Zu erwähnen, dass du natürlich folgsam an der Leine läufst, dient hier nur der Vollständigkeit.-
Meine liebe Nabilah, ich habe jetzt alles erzählt, was ich über dich weiß. Es ist nicht viel, aber ich weiß, es wird reichen. Denn es gibt Menschen, die wissen, dass dein Herz gebrochen ist und die auch wissen, wie man es heilen kann.“
Bitte liebe Leserinnen und Leser, wenn es passt und Sie unserer alten Nabilah helfen können, melden Sie sich doch bei ihrer Vermittlerin. Wir alle danken Ihnen sehr.
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