Eine kleine Geschichte aus Zwinger XYZ: Ich heiße Lorianne. Ich bin eine Hündin, freundlich, neugierig – und ich kenne nichts außer diesem Zwinger. Mein Leben spielt sich seit jeher hier ab. Seit ich denken kann, liege ich auf kaltem Beton, umgeben von grauen Wänden. Der Himmel? Ein Gitter. Der Tag beginnt, endet und wiederholt sich, als wäre er nie wirklich passiert. Keine Abwechslung, keine frischen Gerüche, die durch die Luft ziehen. Keine Sonne, die meine Nase wärmt, kein Gras, das mich und Imeria zum Spielen einlädt. Nur dieser staubige, graue Raum, der mich Tag für Tag genauso festhält wie der letzte.
Und dann ist da Annius. Annius ist alt, mürrisch und behauptet, er habe früher auf einem „Sofa“ geschlafen. Ein Sofa, sagt er, sei weich wie ein Wolkenwelpe und warm wie Sonnenlicht auf braunem Fell. Menschen und Hunde liegen gemeinsam darauf – und keiner schubst dich runter. Und angeblich gibt es Fenster – durchsichtige Löcher in der Wand, durch die man Vögel sehen und den Duft von gegrilltem Fleisch riechen kann. Ich weiß nicht, ob das alles stimmt. Aber ich weiß, dass ich es gerne herausfinden würde.
Und vielleicht denkst du jetzt: „Ach, die kennt ja gar nichts vom Leben draußen.“ Stimmt. Aber genau das bedeutet auch: Ich habe alles noch vor mir.
Dann waren da plötzlich die Tierschützer. Einfach so – zack, standen sie da. Sauber, fröhlich, mit freundlichen Stimmen und Gerüchen nach Leckerchen und Hundekeksen. Sie lächelten uns an, als wären wir etwas ganz Besonderes. (Ich hab da ja so meine Zweifel, aber gut.) Und dann sagten sie diesen Satz: „Wir machen euch sichtbar.“
Sichtbar! Ich dachte erst, sie meinen sowas wie leuchten im Dunkeln. Oder reflektierende Westen. Aber nein – sie meinten: endlich gesehen werden. Nicht von den Fliegen an der Wand oder dem Nachbarhund mit knurrendem Magen, sondern von Menschen. Echten Menschen! Mit Sofas. Und Kühlschränken. Und... durchsichtigen Wänden, aus denen Sonnenlicht fällt.
Wenn du mir die Welt zeigen willst – das echte Leben, ein Sofa, vielleicht sogar so ein magisches Sonnenloch – dann melde dich. Ich verspreche, ich werde zuhören. Ich kann nämlich richtig gut zuhören. Ich habe jahrelang Annius zugehört – das ist quasi ein Diplom. Nur diesmal erzählen wir meine Geschichte.
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