Seid gegrüßt, Ihr Freunde origineller, kraftvoller Hunde mit etwas kürzer geratenen Beinen. Ja, ich bin einer von denen und deswegen schaffe ich es auch nur auf 49 cm Schulterhöhe. Sonst wäre ich ein Ehrfurchtgebietender.
Keiner liebt mich, sonst wär ich doch nicht im Riesenschreckenshundelager! Oder doch? Würde mich jemand liebhaben, wenn er mich nur kennen würde oder von mir erfährt? Ich weiß es nicht - aber so ganz hinten drin im Kopf würde es mir schon sehr gefallen. Aber leider spricht da keine gütige Stimme zu mir. "Dachsy, bitte nicht verzweifeln, Rettung naht schon ganz bald. Wenn die Leute von dir lesen, wendet sich dein Blatt, dann kommst du auch mal dran und darfst richtig leben." Stattdessen hör ich immer nur das Gebell und traurige verzweifelte Klagen meiner Mitleidensgenossen, und das sind viele und es ist sehr laut.
Ich bin Mitte des Jahres 2020 geboren und schon ein Jahr später wurde ich interniert und habe keinerlei Erklärung, warum Menschen so etwas tun - einen jungen, lebensfrohen Hundebuben einfach wegzusperren. Welt ade! Über mein Vorleben gibt es viel Raum für Spekulationen, ich kann Euch da leider nicht weiterhelfen.
Darf ich mich ein bisschen vorstellen: ich bin noch ein junger Rüde und sehr hübsch gezeichnet, man nennt es gestromt, und mein weißes Lätzchen ist blütenrein und immer adrett. Natürlich bin ich ein Mischling aus allerlei interessanten Rassen und Eigenarten. Zu meinen guten zählt, dass ich fein an der Leine laufen kann und das auch ausgesprochen gern mit Euch täte. Hier ist nix mit lustig und naturnah, lasst Euch von den Fotos nicht täuschen. Kaum sind die netten Tierschützer mit ihren Kameras wieder weg, geht es sofort wieder zurück in die Box, in der ich zurzeit allein mein Dasein friste. Es gibt noch nicht mal einen Zellenkumpel zum gegenseitigen Warmhalten in den kalten und klammen Winterzeiten, ich lagere auf Beton. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Das ist auch für jüngere Knochen nicht schön. Ansonsten bin ich verträglich und neugierig wie ein Eichkatzerl, das Interesse an allem hätte - doch was erlebe ich wohl in meiner Einzelbox? Da gibt es nichts zu entdecken oder zu erschnüffeln oder zum die Zeit vertreiben. Ich zähle dann halt jeden Tag. Einmal dunkel: wieder einer vorbei von wie vielen auch immer, die hier noch auf mich warten... Mir steht der Sinn schon noch nach einem kleinen bisschen mehr.
Im Grunde meines Seins bin ich ein recht lebendiger und dankbarer Hundemann, der gern Anteil hätte am Alltagsleben einer liebevollen Familie. Es darf gern etwas los sein, ich mag auch Bewegung und würde Feld-Wald-Wiesen über alles lieben, auch mich in einem Garten zu entspannen oder mal im Haus mit meiner Präsenz zu erfreuen. Dass ich allein in der Zelle sein muss, heißt nicht, dass ich aggressiv oder böse bin. Sie haben mich mit Rodina getestet und ich habe mich benommen wie ein Gentleman. Sie hätte von mir aus gleich bei mir einziehen können. Ich würde auch gern zu Eurem Ersthund einziehen, aber das ist keine Bedingung. Mein Naturell ist bedingungslose Zuneigung und ich schenke sie voller Freude. Gibt es denn jemanden, der sie annehmen und erwidern möchte? Dann würde mein Hundeleben endlich mal einen guten Sinn machen. Auch für Euch.