Javier - eine Welt, tiefer und dunkler als der Ozean
Update Juli 2024 - Unser kleiner Javier hat, jung wie er ist, schon schlimme Dinge erlebt. Umso mehr freuen wir uns für ihn, dass er so bald nach seiner Rettung auf seine Pflegestelle ziehen durfte. Pflegefrauchen nennt ihn Tesoro, was übersetzt Schatz heißt. Hier kann er sich erholen und in Ruhe lernen Vertrauen zu fassen. Seit gut drei Wochen wohnt er nun dort und die ersten kleinen Schritte sind schon getan. Aber lesen Sie selbst, wie er das sieht:
„Wenn ich in den ersten Tagen meinen ganzen Mut zusammengenommen habe und aus meinem Versteck kam, bin ich schnell wieder verschwunden, wenn Pflegefrauchen in Sichtweite kam. Inzwischen komme ich und stupse mit meiner Nase und hole mir meine Leckerlies ab. Wer kann Fleischwurst schon widerstehen! Seit einer kleinen Weile kann ich sogar schon tagsüber außerhalb meines Rückzugortes entspannen.
Eigentlich bin ich bestimmt ein unternehmungslustiger junger Hund, nur- alle hier sagen, ich stehe mir noch selbst dabei im Weg. Ist aber auch echt schwer und anstrengend, diesem neuen Leben mit Fressen so viel man will und einem großen Kuschelkorb zu vertrauen. Zum Glück hilft mir mein großer neuer Hundekumpel dabei. Ich darf immer in seiner Nähe sein und obwohl er nichts sieht, zeigt er mir hier alles - gaaaanz entspannt!
Noch muss ich wohl einiges lernen, die Leine zum Beispiel macht mich echt panisch und zu den Menschen halte ich noch Abstand (aber immer weniger!) So traute ich mich auch schon als Besuch kam, ein bisschen näher an die fremden Leute ranzugehen.
Frauchen sagt ich mache jeden Tag kleine Fortschritte. Es tut aber auch wirklich gut, mal ganz entspannt schlafen zu können, mit dem Kauspielzeug Stress abzubauen oder sogar mit den Hunden hier kurz zu spielen.
Heute habe ich mich das erste Mal getraut, meinem Hundekumpel in den Garten zu folgen und wie ich Angst hatte sag ich euch...aber auch das werde ich lernen...weil ich ein schlauer Junge bin.
Ich hab noch einen weiten Weg vor mir. Aber ich werde ihn gehen! Das Leben bei so einem lieben Pflegefrauchen ist aber nur eine Zwischenstation. Darum würde ich mich jetzt schon mal gerne als Für-immer-Zuhause-suchender-junger-Hund vorstellen und fragen, ob vielleicht da draußen jemand ist, der mich gerne weiter auf meinem Weg begleiten würde. Dafür hab ich mich auch wirklich angestrengt, damit ich schöne Fotos bekomme – hat nicht so ganz geklappt, weil ich dann doch immer wieder schnell geflüchtet bin, aber alle sagen, man kann trotzdem erkennen, wie hübsch ich bin.“
Euer Javier (oder auch Tesoro)
Juni 2024 - Javier hat den Sprung auf seine Pflegestelle in 29553 Bienenbüttel geschafft!
Die Geschichte von Javier, seinen Eltern Julia und Jordi sowie seiner Schwester Josefa ist so unbeschreiblich, dass wir eine Erläuterung vorwegschicken müssen:
In Italien gibt es für Menschen mit schweren bis schwersten psychischen Störungen nur sehr wenige Möglichkeiten einer stationären Behandlung. So sind sie häufig sich selbst überlassen. Sie bekommen nicht ausreichend Hilfe, sind aber frei in ihren Entscheidungen, so zum Beispiel auch in der Entscheidung, Tiere zu sich zu nehmen, wenn sie denn eine Wohnung haben.
Und genau das ist Javier und seiner Familie passiert. Sie wurden bei einem Mann gefunden, der Hunde auf der Straße einfing und sie in ein Zimmer sperrte - ohne Futter, ohne Wasser. Die Nachbarn hörten die Hunde zuerst bellen, dann weinen und zum Schluss winseln. Erst, als es immer leiser wurde und selbst das Winseln kaum noch zu hören war, alarmierten sie die Polizei. Aber da war es schon zu spät – die Beamten fanden in einem einzigen kleinen Raum etwa 15 tote Hunde vor. Sie waren einer nach dem anderen verdurstet.
Zwischen ihren toten Gefährten waren noch 8 Tiere, die völlig abgemagert und dehydriert, aber noch am Leben waren. Sie wurden in eine Tierklinik gebracht, aber das Sterben ging weiter – weitere vier Hunde konnten nicht mehr gerettet werden. Einzig unsere kleine Familie hier hat es geschafft. Wir denken, dass sie womöglich die Letzten waren, die der Mann eingefangen hatte.
In solchen Fällen werden häufig ortsansässige Tierschützer gebeten, sich der Hunde anzunehmen, damit ihnen wenigstens ein Leben im Canile erspart bleibt. Und so kamen die vier Überlebenden in das Refugio einer Freundin von uns.
Unser kleiner Javier ist ein armes Hundekind, nach wie vor geschüttelt von seiner Angst, die er bellend kundtut. Man kann sich ihm im Moment noch nicht nähern, ohne dass er flüchtet. Und so gut es ihm bei unserer Freundin auch geht, so ist es doch kein Platz, an dem er die Unterstützung bekommen kann, die er braucht, um zu lernen, wie Leben eigentlich geht. Wir sind sicher, dass er das kann. Und darum suchen wir für den kleinen Mann Menschen mit etwas Hundeerfahrung, die die nötige Zeit und Verständnis für ihn aufbringen können, sodass er seine Vergangenheit verarbeiten und eines Tages vergessen kann. Dann wird, vielleicht ganz langsam Stück für Stück, oder vielleicht auch irgendwann ganz plötzlich der fröhliche kleine Hund zum Vorschein kommen, der er eigentlich ist und der dann ein feines Hundeleben an der Seite seines Menschen führen kann.
Bitte melden Sie sich doch bei seiner Vermittlerin, wenn Sie Javier helfen können. Wir danken Ihnen sehr.
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