Als wir vor einiger Zeit in die Perrera im Süden fuhren, fiel uns Matias sofort auf. Sein Anblick war ziemlich schockierend. Halb verhungert und ganz wackelig auf den Beinen, mit stumpfem, klebrigen Fell und trübem Blick, teilweise offenen Liegeschwielen und sogar mehreren kleinen Bissverletzungen. Was wir jedoch zuerst sahen waren diese grausam verstümmelten Ohren - "Markierungen" in einem sehr schlimmen Ausmaß. Davon abgesehen, dass dieses inzwischen verboten ist, möchten wir uns gar nicht vorstellen, welche Schmerzen Matias bei dieser Tortur gehabt haben muss!
Auch Matias Verhalten in der Perrera war auffällig, er war fahrig und nervös, und den zwei großen Rüden in seinem Zwinger versuchte er aus dem Weg zu gehen. Doch er traute sich trotzdem zu uns und wollte auch gesehen werden.
Ganz nach dem Motto "der Stärkste bekommt das Meiste" muss Matias schon seit einiger Zeit gehungert und den kräftigeren Hunden den Vortritt gelassen haben. Auch die kleineren Bissverletzungen deuteten darauf hin, dass er oft den Kürzeren gezogen und schnell resigniert haben muss.
Seit dem Tag seiner Rettung im Juni bis heute sind nun einige Wochen vergangen und Matias hat sich gut bei uns auf der Finca eingelebt. Zumindest körperlich hat er sich schon etwas erholt. Er hat einige Kilo an Gewicht zugelegt, auch die Wunden sind verheilt und die Liegeschwielen nicht mehr wund.
Seine über die Jahre geschundene Seele kann sich natürlich nicht in dieser kurzen Zeit erholen, aber Matias macht Fortschritte. Er freut sich riesig wenn sein Pflegefrauchen zu ihm kommt. Er erschrickt sich nicht mehr so arg, wenn sie sich nähert und sie darf ihn sogar schon ein bisschen streicheln, er hält ihr seinen Kopf hin. Ganz langsam lässt auch das Zucken nach, wenn man seinen Körper berührt und ein leichtes Kraulen an der Brust findet er nun gar nicht mehr so unangenehm!
Auch seine Teilnahme am Finca-Alltag hat sich bereits positiv verändert. Er ist interessierter an seiner Umgebung, sein Blick für alles, was um ihn herum passiert, viel offener. Und auch sein Jagdtrieb scheint geweckt, es wird geschnüffelt, Ausschau gehalten und bei Sichtung gebellt. Bisher beinahe unverändert sind seine enorme Nervosität und Unruhe. Er ist sehr reiz- und geräuschempfindlich. Eine starke Windböe, eine zu schnelle Bewegung und Matias verfällt in Hektik und weicht erschrocken zurück. Das zeigt sich auch beim Spaziergang, da beginnt der Stress für ihn schon beim Anlegen des Geschirrs und er macht aus Nervosität sogar manchmal unter sich. Aber dennoch vertraut er uns inzwischen zumindest schon so weit, dass er dann an der Leine mit uns raus geht und man einige Schritte gehen kann, jedoch mit vielen kleinen Zwischenstopps, bei denen Matias sich immer wieder umschaut oder die Gegend beobachtet.
Matias Fressverhalten lässt ebenfalls erahnen, durch was für eine Hölle er gegangen sein muss. Die ersten Tage war er so extrem aufgeregt, dass er nur hin und her lief, er war psychisch gar nicht in der Lage seinen Napf leer zu fressen. Die Angst, jemand könnte ihn angreifen, war riesengroß! Nach nur wenigen Bissen traute er sich gar nicht mehr zurück an seinen Napf. Nur mit gutem Zureden konnte man ihn dazu bewegen, den Rest auch noch zu fressen. Zum Glück wurde es Tag für Tag besser, er verstand irgendwann, dass es sein Futternapf ist, ein Napf ganz für ihn alleine!
Aber noch immer sind wir weit entfernt von einem normalen entspannten Fressverhalten. Er schlingt das Futter hinunter und bei einem Geräusch weicht er noch immer zurück und schaut sich ängstlich um. Ist der Napf leer und soll weggeräumt werden, ist er ganz aufgeregt, springt hoch und schaut in den Napf, ob es noch mehr gibt.
Mit anderen Hunden zeigt Matias sich bisher sehr freundlich, sanft und eher zurückhaltend. Er will keinen Ärger und bloß keine Konfrontation riskieren, im Zweifel zieht er sich eher zurück. Wird im Nebengehege wild getobt, läuft Matias bellend auf und ab und wir vermuten, er kann das nicht einordnen, was da vor sich geht. Wir haben ihn noch nie spielen sehen, vermutlich kennt er es gar nicht zu spielen und ist auch noch nicht offen dafür, es kennenzulernen.
Untersuchungen beim Tierarzt lässt er ruhig über sich ergehen. Und auch während der Autofahrt verhält er sich ruhig und legt sich in seiner Box ab. Beim Tierarzt angekommen kommt er problemlos aus der Box gesprungen.
Unser lieber Matias mit den hellblonden Wimpern hat nicht nur körperliche, sondern auch seelische Wunden und sucht ganz besonders liebevolle und geduldige Menschen, die Erfahrung haben, mit der Rasse Podenco und auch mit unsicheren Hunden. Ein bereits vorhandener freundlicher Hundekumpel könnte ihm evtl. das Einleben erleichtern. Es sollte ein sicher eingezäunter Garten vorhanden sein und viel Zeit, Ruhe und Geduld. Wir können seine Vergangenheit nicht ändern, aber seine Zukunft!
Matias trägt einen Mikrochip und reist komplett geimpft, entwurmt, mit Antiparasitika behandelt und auf Mittelmeerkrankheiten getestet in sein neues Zuhause. Wer möchte dem liebenswerten Podenco-Rüden zeigen, wie wunderbar ein Hundeleben sein kann?
Wir suchen immer dringend nach Flugpaten ...
Die Vermittlung ausserhalb Fuerteventuras ist für unsere Schützlinge oftmals die einzige Überlebenschance, denn es gibt nur begrenzte Aufnahmekapazitäten auf der Insel.
Es entstehen selbstverständlich keine Kosten für den Flugpaten.
Wenn sie also demnächst eine Reise nach Fuerteventura von einem deutschen Heimatflughafen planen, dann würden wir uns sehr freuen, wenn sie unsere Tiere mit einer Flugpatenschaft unterstützen könnten. DANKE!
Sigrid Erdle
Mail: Flugpatenschaft@THF-Verein.de