Man sagt, Glück sei wie ein scheuer Vogel: Wer es zu eilig greifen will, sieht es davonfliegen. Nidal hat das auf seine ganz eigene Weise verinnerlicht. Er wagt kaum, einen Sonnenstrahl ganz für sich zu beanspruchen, und hält sich selbst im Hintergrund, als könne er so verhindern, dass der Moment wieder verschwindet.
Beim Besuch unserer Tierschützer bleibt Nidal erst vorsichtig und schüchtern. In seinen zurückhaltenden Blicken liegt die Frage: „Ist das wirklich für mich? Oder ist es gleich wieder vorbei?“ Erst nach einigen Minuten legt er den Kopf ganz leise in den Schoß – und scheint zu flüstern: „Vielleicht darf ich ja kurz bleiben, wenn ich mich klein mache und niemanden störe.“ Unsere Tierschützer sagen: „Nidal kann die Zeit anhalten, aber nur, wenn niemand hinschaut.“ In diesem einzigartigen Augenblick, in dem er sich traut, Nähe zuzulassen, hält er förmlich den Atem an – als könne er das Glück nur bewahren, wenn er selbst beinahe verschwindet und der Moment mit aller Vorsicht eingefangen wird.
„Ich bin lieber ein leiser Schatten“, scheint sein ganzes Wesen zu sagen, „damit niemand merkt, wie sehr ich mir wünsche, dazuzugehören.“ Und doch, wenn man genau hinsieht, erkennt man in seinen Augen eine Hoffnung, die leuchtet wie ein winziger Stern in der Dämmerung: „Vielleicht, nur dieses eine Mal, bleibt der Moment ja bei mir.“
Niemand weiß, wie lange Nidal schon gelernt hat, sich klein zu machen – wie lange er der Welt Raum geben wollte, um selbst nicht im Weg zu stehen. Seine Vergangenheit liegt im Schatten, aber seine Gegenwart spricht Bände: In seiner Box lebt er mit anderen Rüden und Hündinnen zusammen und versteht sich mit allen gleichermaßen gut. Er tritt zurück, macht Platz, beobachtet und wartet. Es ist, als wolle er sagen: „Ich hoffe, ich störe nicht. Ich wünsche mir nur, gesehen zu werden.“
So lebt Nidal in einer Welt aus vorsichtigen Sekunden, in denen er das Glück mit stiller Sehnsucht betrachtet. Er hat gelernt, dass manche Momente so zerbrechlich sind, dass man sie nur festhalten kann, indem man still verharrt und ihnen Raum gibt. Wer ihn begleitet, lernt, dass manchmal das größte Glück darin liegt, einfach nur zu bleiben – und den leisen Zauber eines Augenblicks nicht zu verscheuchen, sondern ihn ganz behutsam im Herzen zu bewahren.
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