Stell dir eine alte rote Tür vor, lackiert vor Jahren, die Farbe an den Kanten ausgeblättert, aber noch warm im Ton. Sie steht zwischen Gittern und Beton; sie wird nur selten aufgestoßen, und dann nur einen Spalt. Hinter dieser Tür sitzt Hadeus.
Die Tür trennt ihn von der Welt draußen: Zwinger auf der einen, Leben auf der anderen Seite. Die rote Farbe an der Tür ist nicht nur Lack; sie ist ein Zeichen davon, dass noch Hoffnung da ist. Die Farbe blättert an den Kanten, doch unter der Oberfläche ist noch Wärme, die nur darauf wartet, wieder freigelegt zu werden. Zwei Jahre sind vergangen seit dem letzten Besuch der Tierschützer. Zwei Jahre mit immer gleichen Abläufen, Beton, Gitter und wenigen Veränderungen. Das macht vorsichtig, es macht scheu. Wenn sich die Tür nur einen Spalt öffnet, schaut Hadeus hinaus, schnuppert die Luft, sucht Blickkontakt und zieht sich zurück, wenn ihm alles zu schnell wird. Mehr braucht er nicht, um einen ersten Schritt zu wagen.
Er teilt seine Box mit Rüden und Hündinnen und kommt gut mit Katzen zurecht. Menschen gegenüber ist er sehr vorsichtig; er ist etwas schüchtern, aber neugierig und nähert sich langsam und behutsam. Mit der richtigen, sanften Ansprache und passender Stimulation beginnt er schnell, Vertrauen aufzubauen. Grundsätzlich ist er unsicher und braucht deshalb einen konsequenten, souveränen Menschen, der ihm Sicherheit und Halt gibt. An der Leine läuft er gut und ist bereit, die Welt Schritt für Schritt kennenzulernen. Hadeus braucht keinen großen Auftritt. Er braucht jemanden, der die Tür nicht mit Gewalt aufreißt, sondern die Klinke hält und wartet, bis er selbst einen Schritt macht. Geduld, klare Regeln und Zuverlässigkeit sind das, was ihn aufblühen lässt. Wer sich darauf einlässt, bekommt keinen ungestümen Hund, sondern einen treuen, wachsamen Begleiter.
Du kannst aus einem Spalt ein Zuhause machen. Öffne die rote Tür für Hadeus. Melde dich bei seiner Vermittlerin und gib ihm die Chance, die Wärme unter dem abgeblätterten Lack wiederzufinden.
Die meisten von uns kommen nicht umhin, sich gelegentlich zu fragen, was in den Köpfen unserer Hunde vorgehen mag. Und ich versuche immer zu ergründen, was dem nächsten Schützling, der hier seine kleine Vorstellungsseite bekommen soll, wohl durch den Kopf geht.
Kannst du es mir sagen, Hadeus? Träumst du von einem anderen Leben?
Wahrscheinlich schon, denn dort, wo du jetzt bist, kann man kein Leben führen. Es ist eher so eine Art Dahinvegetieren in Langeweile und Hoffnungslosigkeit…
Doch eben diese Hoffnungslosigkeit beginnt sich hier und heute ein wenig zu lichten. Denn Hadeus durfte mit den Tierschützern kurz auf die Wiese und hat dort recht deutlich gezeigt, wovon er träumt: von einem Menschen an seiner Seite. Die junge Frau auf dem Video hat uns berichtet, sie hätte den Eindruck gehabt, dass Hadeus den direkten Kontakt zu ihr nicht nur gesucht und sichtlich genossen hat. Vielmehr wirkte Hadeus dadurch auch ruhiger und sicherer.
Seinen Zwinger teilt sich unser junger Rüde mit Miah, einer Hündin. Es ist eine Zweckgemeinschaft, aber die beiden vertragen sich gut und können einander etwas Gesellschaft leisten.
Aber zurück zu den Träumen. Hadeus ist ein Maremmano Mischling und obwohl man natürlich nie weiß, wie viele Gene dieser beeindruckenden Rasse in so einem Mischling stecken, darf man einen gewissen Schutzinstinkt in der Regel erwarten. Das heißt aber nicht, dass Hadeus davon träumt, sein Leben draußen im Garten Tag und Nacht mit dem Schutz von Haus und Hof zu verbringen. Nein, vielmehr wird er nah bei seinen Lieben sein wollen, er wird zu ihnen gehören und mit Respekt behandelt werden wollen. Und er wird ein treuer Freund sein wollen, der alles für seine(n) Menschen tut.
Wir wünschen uns für Hadeus ein tolles Leben an der Seite von Menschen, die ihn gerne in ihrer Welt willkommen heißen.
Und wir möchten Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, abschließend noch unsere Ausführungen zu Herdenschutzhunden ans Herz legen.
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