einmal Canile und (nie wieder) zurück? Ist das etwas, was ich auf meine älteren Tage noch erleben darf? Als Hundebaby wurde ich auf der Straße aufgelesen und in ein Canile verschleppt. Das war es dann. Seither bin ich hier, jeden Tag meines Lebens. Im Lauf der Jahre ist mein Schnäuzchen grau geworden und meine Augen müder. Man sieht ja praktisch den ganzen Tag dasselbe. Noch nie habe ich das tun dürfen, was Bretonen eigentlich so machen: mit ihren Menschen in die Natur, den Wald gehen, ein bisschen schnüffeln und gucken, was so geht, ob es Wild in der Nähe gibt - ob man gebraucht wird als Jagdhund und zeigen darf, was man draufhat. Oder draufhätte. Bis jetzt habe ich damit keine eigenen Erfahrungen, aber wohl mit der Sehnsucht danach. Es fehlt etwas - nur woher nehmen und nicht stehlen?
Ich komme sehr schön mit den anderen Jungs und Mädels hier im Tierheim zurecht. Ihr Menschen seid mir ein Spiegel: wenn Ihr lächelt, fühle ich mich wohl und lächle zurück. Eure Freundlichkeit erwidere ich sofort. Wenn Ihr grob seid, habe ich keine Lust auf Euch. Was seid Ihr denn für welche? Seid Ihr nett? Hätten wir alle was davon, wenn wir zusammenkämen? Ich habe ein zartes und hübsches Streichelfell, in dem sich menschliche Hände wohlfühlen, genauso wie mein Rücken, wenn er geschrubbelt wird. Das ist so schön - warum darf ich das nicht jeden Tag erleben? Es würde Euch sicher auch gefallen. Bestimmt fehlt es Euch genauso wie mir. Die gute Nachricht ist, dass sich das leicht ändern lässt. Bitte schaut mich an, bitte verliebt Euch gleich, bitte fasst einen kühnen Entschluss und nochmal bitte ruft bei meiner Vermittlerin. Ich werde als ein lieber und feiner, sanfter und bescheidener Hundemann euch Menschen gegenüber beschrieben, der noch nicht viel kennen gelernt hat.
Ich bin schon so lange in der Warteschlange für meine Familie, aber nicht eine einzige Anfrage kam in den letzten zehn Jahren. Wenn ich darüber nachdächte, würde es mich verzweifeln lassen. Aber ich habe mich brav abgefunden mit meiner Lage. Ob die Fotos der Tierschützer Euch wohl erreichen, oder noch wichtiger erst Eure Augen und dann Euer Herz? Ich biete meine Freundschaft dezent, aber herzlich an und hoffe auf die Eure, damit wir all die wunderbaren Dinge nachholen können, die zusammen so viel mehr Spaß machen. Vom Laufen und Bewegung bekommen wir Bretonen fast nie genug. Doch ich bin auch langweilige Zeiten gewöhnt. Vielleicht habt Ihr ja einen Garten, der fein duftet und in dem ich untertags chillen könnte. Gras riechen, Menschen beobachten, gekrault werden und nicht zu vergessen die Fütterung. Mit leckerem Futter könnt Ihr mich jederzeit bestechen.
Habt Ihr Lust, es gelassen mit mir anzugehen und mir Euer Reich zu zeigen? Vielleicht darf ich mich schon bald in meinem weichen Kuschelkörbchen ausstrecken und gut und sicher ruhen. Ich bin überreif dafür. Mögt Ihr einschlagen?
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